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Und in dem Thale wird es reg',
Von einer Burg zur andern
Baut sich ein lichter Nebelsteg,
Worauf die Helden wandern.
Derharntsch glänzt, der Helmbusch wetzt,
Das Kleinod blitzt im Schilde,
Sie sammeln sich und langsam geht
Der Zug durchs Rhetngefilde.
Und obenan glänzt R otzl a nd's Speer,
Der kommt vom Väterschlosse,
Dem schönen Rolandseck, daher
Auf seinem Geisterrosse
Und führt den Zug nach Ingelheim,
Das stolz am Rheine thronet,
Allwo der Kaiser Karl daheim
Mit seinen Helden wohnet.
Dort hält der Zug. Der Kaiser winkt.
Sie reiten in die Schranken.
Wohl mancher edle Kämpe sinkt
Vor Rolands Arm, des Franken.
Die Damen schauen vom Balkon
Auf ihre Ritter nieder,
Die Ritter kämpfen um die Krön'
Der Minne und der Lieder.
Und drauf beginnt Banket und Tanz
Im hohen Rittersaale,
Viel Ampeln senden ihren Glanz
Hernieder zu dem Thale.
Der Minnesänger singt sein Lied
Er preis't die deutsche Minne.
Den Ritter, der zum Kampfe zieht,
Mit deutschem Rittersinne.
So geht es, bis der Morgen weht,
Da wird es wieder stille.
Mit einem Zauberschlag vergeht
Die große Geisterhülle.
Und strahlend blickt die Sonn' ins Thal,
Die Ritter sind zerstoben,
Die Burgruinen ragen kahl
Auf ihren Bergen oben.
Und alle Nächte wird es neu.
Wenn Mitternacht gekommen.
Fragt nur die schöne Loreley* *),
Von der Hab' ich's vernommen.
Bei Monden- und bei Steraenstrahl
Taucht sie sich auf und nieder,
Da singt sie in dem Felsenthal
Bezaubernd ihre Lieder.
(Otto Weber.)
9. Die Heinzelmännchen.
Wie war zu Köln es doch vordem
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul: — man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
Dann kamen bei Nacht,
Ehe man's gedacht,
Die Männlein und schwärmten
Und klappten und lärmten
Und rupften
Und zupften
Und hüpften und trabten
Und putzten und schabten...
Und eh' ein Faulpelz noch erwacht,...
War all' sein Tagwerk bereits gemacht!
Die Zimmerleute streckten sich
Hin auf die Span' und reckten sich;
Indessen kam die Geisterschaar
Und sah, was da zu zimmern war:
Nahm Meißel und Beil
Und die Säg' in Eil'!
Sie sägten und stachen
Und hieben und brachen,
Berappten
Und kappten,
Vtsirten wie Falken
Und setzten die Balken...
Eh' sich's der Zimmermann Versatz ...
Klapp, stand das ganze Haus ... schon
fertig da!
•) S,
Beim Bäckermeister war nicht Noth,
Die Heinzelmännchen backten Brod.
Die faulen Burschen legten sich,
Die Heinzelmännchen regten sich —
Und ächzten daher
Mit Säcken schwer!
Und kneteten tüchtig
Und wogen es richtig
Und hoben
Und schoben
Und fegten und backten
Und klopften und hackten.
Die Burschen schnarchten noch im Chor:
Da rückte schon das Brod, das neue, vor!
Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell' und Bursche lag in Ruh'.
Indessen kamen die Männlein her
Und hacktendasschwein diekreuzu.quer,
Das ging so geschwind
Wie die Mühl' im Wind:
Die klappten mit Beilen,
Die schnitzten an Speilen,
Die spülten,
Die wühlten
Und mengten und mischten
Und stopften und wischten:
That der Gesell die Augen auf:
Wapp, hing die Wurst schon da zum
Ausverkauf!
am Schluß dieses Abschnittes das Lied: 8. die Loreley.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Otto_Weber Otto
26
Gräsern des Thales Morgenthau feuchtete meine Wangen; die rau-
schenden Tannen bewegten ihre Zweige herauf und herab, gleich stummen
Menschen, die mit den Händen ihre Freude bezeigen; und in der Feme
klang's wunderbar geheimnißvoll, wie Glockengeläute einer verlornen
Waldkrrche. Man sagt, das seien die Heerdenglöckchen, die im Harz
so lieblich, klar und rein gestimmt sind.
Nach dem Stande der Sonne war es Mittag, als ich auf eine
solche Heerde stieß, und der Hirt, ein freundlich blonder, junger Mensch,
sagte mir, der große Berg, an dessen Fuß ich stände, sei der alte, welt-
berühmte Brocken. Viele Stunden ringsum liegt kein Haus, und ich
war froh genug, daß mich der junge Mensch einlud, mit ihm zu effen.
Wir setzten uns nieder zu einer Mahlzeit, die aus Käse und Brod be-
stand; die Schäfchen erhaschten die Krumen, die lieben blanken Kühlem
sprangen um uns herum, klingelten schelmisch mit ihren Glöckchen und
lachten uns an mit ihren großen, vergnügten Augen.
Wir tafelten recht königlich, nahmen darauf recht freundlich Abschied,
und fröhlich stieg ich den Berg hinauf. Bald empfing mich eine Wal-
dung himmelhoher Tannen, für die ich in jeder Hinsicht Respekt habe.
Diesen Bäumen ist nämlich das Wachsen nicht so ganz leicht gemacht
worden, und sie haben es sich in der Jugend sauer werden lassen. Der
Berg ist hier mit vielen großen Granitblöcken übersäet, und die weißen
Bäume mußten mit ihren Wurzeln die Steine umranken oder sprengen
und mühsam den Boden suchen, woraus sie Nahrung schöpfen können.
Hier und da liegen die Steine, gleichsam ein Thor bildend, über ein-
ander, und oben drauf stehen die Bäume, die nackten Wurzeln über jene
Steinpforte hinziehend und erst am Fuße derselben den Boden erfassend,
so daß ste in der freien Luft zu wachsen scheinen. Und doch haben sie
sich zu jener gewaltigen Höhe emporgeschwungen, und, mit den umklam-
merten Steinen wie zusammengewachsen, stehen sie fester, als ihre be-
quemen Kollegen im zahmen Forstboden des flachen Landes. — Auf
den Zweigen der Tannen kletterten Eichhörnchen, und unter denselben
spazierten die gelben Hirsche. Wenn ich solch ein liebes, edles Thier
sehe, so kann ich nicht begreifen, wie gebildete Leute Vergnügen daran
finden, es zu hetzen und zu tödten.
Allerliebst schossen die goldenen Sonnenlichter durch das dichte Tannen-
grün. Eine natürliche Treppe bildeten die Baumwurzeln. Überall schwel-
lende Moosbänke; denn die Steine sind 30^ hoch von den schönsten Moos-
arten, wie mit hellgrünen Sammetpolstern, bewachsen. Liebliche Kühle
und träumerisches Quellengemurmel. Hier und da sieht man, wie das
Wasier unter den Steinen silberhell hinrieselt und die nackten Baum-
wurzeln und Fasern bespült. Wenn man sich nach diesem Treiben hinab-
beugt, so belauscht man gleichsam die geheime Bildungsgeschichte der
Pflanzen und das ruhige Herzklopfen des Berges. An manchen Orten
sprudelt das Wasser aus den Steinen und Wurzeln stärker hervor und
bildet kleine Wasserfälle. Da läßt sich gilt sitzen. Es murrnell Md
rauscht so wunderbar, die Vögel singen abgebrochene Sehnsuchtslaute,
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124
Kern und aus einer Schale, die den Kern überzieht, um ihn zu schützen.
Außer der groben, äußern, härtern Schale, die den zarten Kern vor
allen Verletzungen behüten muß, liegt zwischen ihr und dem Kern noch
eine feine, dünne Haut, damit die feste Schale den Kern nicht drücken
möge. So hüllt eine liebende Mutter ihr zartes Kind in mehrere
Tücher ein, um es zu schonen, und legt die feinsten Tücher gern zu-
nächst um des Kindes Glieder. Welche Fürsorge des Schöpfers für
das Allerkleinste in seiner Natur! Wie manche Eltern haben für ihre
eigenen Kinder und deren Gesundheit nicht so viel Sorgfalt, e,ls Gott
für das Leben des lleinsten, oft kaum dem Auge sichtbaren Samenkorns
der gemeinsten Pflanze. Aber auch das Innere des Samenkörnleins
ist merkwürdig. Man entdeckt darin einen kleinen Punkt, der erhaben
ist. Man nennt ihn das Herzchen; es ist der Keim der künftigen
Pflanze, der erste Anfang zum Kornhalm oder zum Eichbaum. Selbst
also auch die mehligen Theile sind nur eine Hülle; sie dienen dem
jungen Keim als erste Nahrung, so lange er, nicht hervorgetrieben,
noch keine Wurzeln und Blätter gebildet hat, um Nahrung aus Luft
und Erde einzusaugen. Sie sind dem jungen Pflanzcnkinde gleichsam
die erste Muttermilch, durch welche es erhalten wird, bis es fähig ist,
stärkere Kost zu genießen. — Wenn nun im Frühjahre die Strahlen
der Sonne den aufgethauten Erdboden durchwärmen, regt sich der
wohlverwahrte Keim und schwillt von der Nahrung, daß die ihn um-
gebende Schale zerplatzt und er hervordringen kann. Die Kraft, welche
dieser schwache Keim hat, ist erstaunenswürdig, indem er den Kern an-
schwellt. Wenn man ein Gewicht von hundert und fünfzig Pfund auf
Erbsen legt, die man durch Anfeuchtung zum Keimen lockt, so wird
das Gewicht durch das Schwellen der Erbsen bewegt, und der Keim
dringt hervor! Woher diese außerordentliche Stärke? Wie kann solche
Kraft in einem so zarten Keime wohnen, den der Finger eines Kindes
zerstört? — Der scharfsinnigste Künstler auf Erden und der gewaltigste
der Fürsten, dessen Winken Millionen gehorchen, können sie ein einziges
Samenkorn machen? —
45, Die Pflanzen und das Licht.
Die Pflanze hat ein wesentliches Verhältniß zum Lichte.
Das Licht giebt den Pflanzen vorzugsweise die Mannigfaltigkeit und die
reine Ausbildung ihrer Farben und ihres Glanzes. Sie bekommen am
Licht erst Saft und ein kräftiges, selbstständiges Leben. Ohne Licht werden
sie wohl größer, aber bleiben geschmack-, färb- und geruchlos. Sie
kehren sich daher dem Lichte zu. Kartoffelpflanzen, die in einem Keller
ausschlagen, kriechen von entfernten Punkten, viele Meter weit, auf dem
Boden nach der Seite zu, wo ein Lichtloch ist, und ranken sich, als
ob sie dm Weg wüßten, an der Mauer hinauf, um die Öffnung zu
erreichen, wo sie des Lichtes genießen können. Die Sonnenblumen und
eine Menge anderer Blumen richten sich nach der Bewegung der Sonne
am Himmel und drehen sich nach ihr hin. Abends, wenn man von
Schustergeräth und allerhand andrer kleiner Waare Handel trieb, und sich
da, wo jetzt Schneeberg liegt, im Walde verirrt hatte. Die Silbergruben
Lei Annaberg in Sachsen sind — wie die Sage erzählt — durch
einen armen Bergmann, Daniel Knappe genannt, aufgefunden worden.
Wie aus dem Golde, so verfertigt man auch aus dem Silber Mün-
zen und vielerlei Geräthschaften. Da es aber nur geringe Härte besitzt
und sich deßhalb im Gebrauch rasch abnutzen würde, so vermischt man
es mit dem härtern Kupfer, wodurch es nichts von seinem Glanze
einbüßt. Ein Pfund reines Silber kostet 28 Thlr. Das Mischungs-
verhältniß Lei unsern Silbermünzen (Ein- und Zweithalerstücke) ist ge-
setzlich, wie bei den Goldmünzen, auf 900,000 Theile Silber und 100,000
Theile Kupfer festgestellt. Ein Einthalerstück soll 730 Pfund oder
1 Loth reines Silber enthalten. Zu diesem 1 Loth Silber, welches
9 Theile der Mischung beträgt, kommt 1 Theil oder 7o Loth Kupfer.
Ein Thaler wiegt also 17g Loth, oder 27 einfache oder 137r doppelte
Thaler wiegen 1 Pfund.
In Betreff der Dehnbarkeit steht das Silber dem Golde nach,
läßt sich aber doch zu Blättchen hämmern und walzen, deren Stärke
nur den hunderttausendsten Theil eines Zolles beträgt. Aus einem ein-
zigen Zent Silber, d. h. aus dem dreitausendsten Theil eines Pfundes,
läßt sich ein Drath von 960 Fuß Länge ziehen.
88. Das Quecksilber.
Was sagst du dazu, daß es bei uns ein Metall giebt, das du
wie Wasser in ein Glas füllen kannst, das aber in Ländern, die kälter
sind als das unsere, auch fest wird, also, daß es sich hämmern läßt?
Dieses Metall heißt Quecksilber. Bei uns erstarrt es nie, sondern
bleibt stets flüssig, und fülltest du einen Teich mit ihm aus, so könn-
test du mit einem schweren eisernen Kahne auf demselben spazieren
fahren. Wolltest du aber einen Kahn von Silber nehmen, so würde
cs demselben ergehen, wie einem Stück Zucker, das du ins Wasser
wirfst: er würde sich in dem Quecksilberteiche auflösen, und du würdest
ängstlich nach Hülfe rufen. Vor dem Naßwerden brauchtest du dich
freilich nicht zu fürchten, auch nicht vor dem Untersinken, denn du
könntest in diesem flüssigen Metallteiche schwimmen, ohne es gelernt
zu haben; aber verschlucken dürftest du nicht ein Tröpfchen aus dem
Teiche, es wäre sonst um dein Leben geschehen, denn jeder Tropfen
ist Gift. Stellst du ein Gefäß mit Quecksilber aufs Feuer, so wird
das Quecksilber in Dämpfen in die Luft steigen, wie ja das Wasser
auf dem Feuer auch in Dämpfen in die Höhe geht. Wenn du aber
einen kalten Deckel auf den Wassertopf legst, damit kein Staub hinein
fällt, so werden die Wasserdämpfe an dem Deckel wieder zu Tropfen,
was du gewiß schon gesehen hast. So werden auch die Quecksilber-
dämpfe wieder zu Tropfen, wenn man sie erkalten läßt.
Zur Wäsche kann man das Quecksilber freilich nicht gebrauchen,
denn es macht nicht naß, aber dafür leistet es eine Menge anderer
159
In dünne, gläserne Röhren eingesperrt, hast du es gewiß schon oft-
mals in der Stube am Fenster auf einem schmalen, langen Brette
hangen sehen. Da ist es gar ein Wetterprophet und prophezeihet dir,
ohne daß es hinaussieht, was draußen für Wetter eintreten wird, und
sagt dir, ob du einen Sonnenschirm oder einen Regenschirm auf deinem
Spaziergange mitnehmen sollst. Dem Schiffer auf dem Meere kündigt
es einen bevorstehenden Sturm an, damit er seine Einrichtung darnach
treffe; den Gebirgsreisenden und kühnen Luftschiffern aber sagt es sogar,
wie hoch sie über dem Meere find.
Auch weiß es besser als du, wie warm es ist, und während es
als Wetterprophet oder Barometer oft ein Schalk ist und statt
Regen Sonnenschein ankündigt, womit es dann den Wäscherinnen einen
Streich spielt, so täuscht es als Wärmemesser oder Thermometer
niemals. In eine kleine, oben und unten verschlossene Glasröhre
eingesperrt, steigt es gradweise höher, je wärmer die Luft wird, und
fällt, wenn die Wärme wieder nachläßt. Ohne diesen empfindlichen
Wärmemesser würden wir nicht wissen, wie warm oder wie kalt es in
andern Ländern ist, und der Ofenheizer eines Treibhauses würde immer
in Angst sein, ob er seinen Blumen auch wohl die rechte Luftwärme gäbe.
Siehe, so wird ein Gift in der Hand des verständigen Menschen
sein treuer, gehorsamer Diener. Du begreifst nun wohl, warum sich
der Mensch auch in die dunkeln Tiefen der Erde hinabläßt und dort
im Schweiße seines Angesichts Tag und Nacht arbeitet, um diesen dienst-
baren Geist aus seinem Versteck an das Tageslicht zu beschwören.
Das bedeutendste Quecksilberbergwerk in Deutschland ist das zu
Jdria in Österreich.
89. Das Kupfer.
Die Farbe des Kupfers kennt jeder von den Hellern und Pfen-
ningen, welche häufiger in die Hände der Bettler als der Prinzen kom-
men, aber doch nicht entbehrt werden können. Polirt nimmt das Kupfer
eine weit hellere Farbe an, was man schon an den gescheuerten, kupfer-
nen Kesseln sehen kann. Daß es aber in Verbindung mit anderen
Metallen ganz gelb wird, zeigt sich bei dem Messing. Dies ist näm-
l'ch nichts anderes, als eine Mischung von Kupfer und Zink, einem
dem Blei ähnlichen Metalle. Die Farbe des Messings ist dem Golde
so ähnlich, daß schon mancher Unkundige dadurch betrogen worden ist.
Messing wird fast mehr verbraucht, als reines Kupfer, denn was wird
nicht alles daraus verfertigt? Knöpfe, Beschläge, Gefäße, Blech, Drath,
Trommeln, Leuchter und wer weiß, was alles noch mehr. Übrigens hat
man bei messingenen Geräthschasten fast gleiche Vorsicht nöthig, wie bei
kupfernen. Kommt eine Säure daran, so erzeugt sich ein Rost, welcher
Grünspan heißt und ein fürchterliches Gift für den Menschen ist.
Deshalb verzinnt man die kupfernen Gefäße. Giebt man aber nicht
beständig Acht, und wird die Verzinnung nicht bisweilen erneuert, so
kann sie sich an einer Stelle ablösen, und das ist genug, um eine ganze
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164
des Ungeheuers gewandert sein, denn er war bis oben angefüllt. Auch
wir wurden ohne Umstände hineingeworfen, nachdem man vorher einen
Kasten voll Kohlen hineingeschüttet hatte. Die Hitze war so gräßlich,
daß wir zerschmolzen und flüssig wie Wasser wurden. Ein starker
Wind brauste nämlich unaufhörlich durch zwei Öffnungen in den Ofen
hinein und hetzte das Feuer der Kohlen, womit der Ofen außer uns
Steinen noch angefüllt war, ohne Unterlaß auf uns los. Der Ofen
wäre wohl selbst zerschmolzen, wäre er von Eisen und nicht von feuer-
festem Sandstein gewesen. Mancher unreine Anhang von unserm früheren
Aufenthalte aus der Unterwelt her trennte sich hier als Schlacke von
uns, und wir wurden hier gereinigte und geläuterte Wesen, so
daß ich's den Leuten Dank weiß, die mich in diesen Feuerofen brachten.
Als wir ihn von oben bis unten durchwandert hatten, wurde er ge-
öffnet, und schnell wie Waffer lief ich hinaus, feuerroth von Hitze,
meine Kameraden hinterdrein; vor der Thür des Öfens erstarrten wir
in Rinnen, die man in Sand eingedrückt hatte, und so wurden wir
zu einer Eisenstange. Als solche haben wir noch ins Feuer verschiede-
ner Hammerhütten wandern müssen, zerschmolzen aber nicht wieder;
denn hatte uns das Feuer glühend roth gebraten, so holle uns ein
Manu mit einer gewaltig langen Zange wieder aus dem Feuer heraus,
legte uns auf einen Amboß und ließ im Takte einen Hammer auf
uns niederfallen, der so centnerschwer war, daß ihn die Zapfen der
Welle eines rauschenden Wasserrades heben mußten. Dabei hielt uns
der Mann immer mit der Zange fest, und obschon wir uns dehnten
und streckten, hielt er doch bald die eine, bald die andere unserer vier
Seiten unter die gewaltigen Hammerfchläge, daß die Funken sprühten.
Endlich war noch eine qualvolle Probe zu bestehen. Obgleich wir so
vielfach geschlagen waren, so mußten wir doch noch zwischen wagrecht
über einander liegende Walzen hindurchwandern, die so gewaltig
drückten, daß eine dünne Platte aus uns wurde. Diese zerschnitt
man in schmale, kurze Streifen und machte aus denselben eine Menge
Cylinder, so groß, daß sie das obere Glied eines Fingers decken
konnten. Auch ich ward zu einem solchen Cylinder geformt und freute
mich nicht wenig über meine Gestalt, die nun doch nach etwas aussah,
und ich glaubte fest, am Ziele meiner Bestimmung zu sein. Aber da
hatte ich mich getäuscht, denn mir wurde noch eine gewölbte Decke auf-
gelöthet, und wie du siehst, ist sowohl das Auflöthen der Decke, als
das Zusammenlöthen des Cylinders so geschickt gemacht, daß es aussieht,
als wäre ich aus einem Stücke gearbeitet. Ein mll eisernen Spitzen
besetztes Rad stach mir zuletzt noch meine Augen ein, und so war ich
denn endlich nach vielen Leiden ein nützlicher Fingerhut geworden.
Iii. Salze.
92. Die Salze.
Gewöhnlich versteht man unter dem Namen Salz nur das eine
Mineral, womit die Sveisen gewürzt oder gegen Fäulniß bewahrt
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361
bauete er eine Sägemühle. Da das Mühlgerinne zu klein gerathen
war, so nahm er das Wasserrad wieder heraus und ließ das abgeschützte
Wasser plötzlich durchs Gerinne strömen, damit es dasselbe durch eigene
Kraft erweitere. Das Wasser that aber mehr, es wühlte durch seinen
Sturz den Grund tief auf und förderte große Körner gediegenen Goldes
zu Tage. Mit Hast sucht Sutter sie auf, sucht weiter und findet immer
mehr. Anfangs wollte er die Entdeckung für sich behalten; aber das
Gold fand sich in solcher Menge, daß er Gehülfen zum Einsammeln
haben mußte, und so wurde die Sache bekannt, und bald wimmelte es
an den Flußufern von Goldsuchern. Sie gingen den Flüssen nach,
stromab und stromauf, und fanden Gold im Bett und an den Ufern
des Sacramento und seiner Nebenstüsse bis hinaus in die Schluchten
der Berge und im Sande der Ebene; denn die Flüsse bringen es aus
den Erzadern der Berge mit. Der ganze Golddistrict zeigte sich in
einer Ausdehnung von 800 englischen Meilen in die Länge und von
100 Meilen in die Breite, und es ist nicht zu zweifeln, daß er sich
noch viel weiter ausdehne. Alles strömte dem Goldlande zu; die Ar-
beiter liefen vom Felde weg, die Matrosen verließen ihre Schiffe. Bald
waren die nahe gelegenen Örter und Inseln ohne Bewohner. Von den
Vereinigten Staaten zogen ganze Schaaren dorthin; von Neu-Port
allein gingen in kurzer Zeit 70 Schiffe mit Auswanderern ab. Ganz?
Karavanenzüge bereiteten sich, den ungeheuren Weg zu Lande zu machen.
Selbst von China kamen Schiffe an.
Dieser Überfluß an Gold änderte dort plötzlich alle Verhältnisse,
und es fiel in seinem Werthe bedeutend, während andere Gegenstände
stiegen. So gaben die Goldgräber gern für eine Flasche Branntwein
oder für einen Beutel Tabak 15—20 Thaler Gold, 1 Pfd. geräucher-
tes Rindfleisch kostete bis 2 Dollars; Roggen, Gerste, Erbsen, Bohnen
10 Dollarsder Scheffel; ein Pferd 100—300 Dollars. Der Tage-
lohn stieg bald auf 16—20 Dollars, und ein von Spekulanten dahin
gebrachtes eisernes Haus wurde augenblicklich für 1000 Dollars monat-
lich vermiethet.
Das Gold ist von der feinsten Art und kommt in verschiedener
Menge vor. Mancher findet täglich für 120—150 Thaler. Einer
las in y4 Stunde aus einer Felsenritze 2*/2 Pfd. Gold. Ein anderer,
der einen Reisenden begleitete, wusch während einer Ruhezeit Goldsand
aus und hatte in 5 Minuten etwa für 3 Thaler. Ganze Goldklumpen
von 10—12 Pfd. Schwere gehören nicht zu den Seltenheiten. Ja,
ein Goldgräber war gar so glücklich, einen Klumpen zu finden, dessen
Werth zu 14,000 Thalern angeschlagen wurde. Man darf aber nicht
glauben, daß es so ohne Mühe in Empfang genommen werden könne;
es verlangt vielmehr manche schwere Arbeit. Die Leute holen mit einer
Hacke den Schlamm vom Grunde des Wassers herauf, oder graben den
Ufersand dicht am Rande des Stromes aus und waschen denselben in
hölzernen oder zinnernen Schüsseln, oder in größeren trogähnlichen Ma-
schinen. Dadurch bewirken sie/ daß beim wiederholten Umrühren der
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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dick. Es treibt, wie unser Teichrohr, einen knotigen Halm mit band-
förmigen Blättern und einem schneeweißen Blüthenbüschel. Der Halm
ist durch und durch mit einem weißen, saftigen und süßen Mark ange-
füllt. Das durch Schnittlinge fortgepflanzte Rohr wird, wenn es reif
ist, abgeschnitten und auf den Zuckermühlen zwischen Walzen zer-
quetscht und ausgepreßt. Das aber ist eine gar beschwerliche Arbeit
und gefährlich zugleich. Denn da sich das Zuckerrohr nicht aufbewahren
läßt, sondern schon nach vierundzwanzig Stunden verdirbt, so müssen
die Neger in der Zeit der Zuckerrohr - Ernte oftmals Tag und Nacht
vor den Walzen stehen und das Zuckerrohr hinhalten; da werden sie
denn öfters schläfrig und kommen, ohne es zu merken, mit einem Finger
zwischen die Walzen, die dann sogleich den Finger und darauf auch die
Hand zwischen stch hineinrädern und ganz zerquetschen. Darum steht
immer einer mit einem scharfen Beile dabei, der sogleich den Finger
oder die Hand abhaut, wenn sie hinein gekommen ist, damit nicht der
ganze Mensch gerädert wird. Wir alle lasten uns den Zucker gut
schmecken, und wissen nicht, wie sauer es bei seiner Zubereitung unseren
armen schwarzen Brüdern geworden ist. Wenn man, sagte vor unge-
fähr fünfzig Jahren der berühmte Benjamin Franklin, alle mit den
Zuckerpflanzungen verbundenen Gräuel bedenkt, so kann man sich beim
Anblick eines Stückes Zucker kaum der Vorstellung erwehren, daß es
mit Menschenblut gefärbt sei. Der ausgepreßte Saft heißt Rohrwein
und giebt durch Destillation den Num. Von den Zuckermühleu
wird der Saft sogleich in die Siedehäuser gebracht, wo durch Kochen
der Saft sich verdickt; die Unreinigkeiten werden abgeschäumt. Bei ver-
stärktem Feuer wird dieses Sieden, Abschäumen und Reinigen wieder-
holt, auch Kalkwasser hinzugeschüttet, damit der Saft körnig werde.
Ist der Saft dick genug, so wird er abgekühlt und gerinnt. Was noch
nicht geronnen ist, wird durch Fässer mit durchlöchertem Boden abge-
lassen und kann auch noch zu einer Art gröberen Zuckers gemacht werden
Der geronnene Theil heißt nun roher Zucker, Moskovade, Puder-
zucker. Man gießt ihn auch in Formen und nennt ihn dann gewöhn-
lich Lumpenzucker. In dieser Gestalt wird er nach Europa gebracht
um in den Zucker-Raffinerien den höhern Grad von Festigkeit und
Reinigkeit zu erlangen. Er wird von neuem aufgelös't, gekocht, mit
Kalkwasser, Ochsenblur, auch wohl Eiweiß versetzt, fleißig abgeschäumt,
filtrirt und zuletzt in kegelförmige Gefäße gegossen, deren nach unten
gekehrte Spitze eine Öffnung hat. Der obere breite Theil des Zucker-
hutes wird mit nasser Thonerde bedeckt, welche den Zucker durchdringt,
die letzte Unreinigkeit wegnimmt und ihm die gehörige Weiße giebt.
Dieser geläuterte Hutzucker kommt unter verschiedenen Namen seiner
Güte, Melis, Raffinade, Canarienzucker in den Handel. Durch
die untere Spitze fließt der Theil, welcher nicht in festen Krystallen
angeschossen ist, und heißt Syrup. Der Candiszucker wird aus dem
geläuterten, stark eingekochten Zucker geniacht, den man in kupferne, mit
Fäden durchzogene Gefäße füllt, wo er sich in großen Krystallen ansetzt.
373
gehäuft werden auf mancherlei Weise benutzt; man verfertigt Hals-
gehänge, Ringe, Ketten und andern Schmuck daraus, man brennt sie
aber auch zu Kalk oder baut Häuser damit,
Wiederholungsfragen! —
Zeichnen und Beschreiben! —
Ii. Die Natur der Erde.
Die Reiche der Natur.
1. Das Mineralreich.
Schon Jahrtausende sprossen aus den Erdarten die Pflanzen
zur Nahrung für Menschen und Thiere; schon Jahrtausende holt
der Mensch aus dem Schooße der Erbe die Steine und Metalle,
die Waffen und Rüstungen zum Kriege, wie die Marmorblöcke
und Sandsteine zu Denkmälern des Friedens — das Salz zum
Wurzen der Speisen — und die brennbaren Mineralien zum
Schmelzen der Erze. Schon Jahrtausende steigt der Mensch in die
Fluthen des Meeres und gräbt sich in die Felsen der Erde, um die
verborgenen Schätze an das Licht des Tages zu fördern. Dampf-
maschinen und Wasserräder, Wind und Feuer hat er zu Gehülfen mit
hinabgenommen in die Tiefe; aber so viele Jahre die unterirdischen
Schatzkammern auch schon ausgebeutet werden, chr Reichthum ist un-
absehbar, der Segen der Erde unerschöpflich. Die starren Mineralien
erzählen auch die Majestät Gottes, und die Wunder in der Erde sind
eben so mannigfaltig als auf ihr. Unbegreifliche Naturgewalten formten
in dunklen Werkstätten die Krystalle, formten das Salz zum Wür-
fel, den Quarz zur sechsseitigen Pyramide, stumpften an dem einen
Krystallkörper die Ecken ab, an einem andern die Kanten, und konnten
sie ungestört wirken, dann setzten sie mit einer Genauigkeit die Flächen
zusammen, als hätten sie Zirkel und Winkelmaß gebraucht, glätteten
mit einer Sauberkeit jede Seite, als sei eine Schleifmaschine dabei
thätig gewesen, verliehen dem Ganzen einen Glanz, den der geschickteste
Künstler nicht nachzuahmen vermag. In Millionen mal Millionen
Exemplaren wiederholt schon ein einziger Krystallkörper diese Wunder
des Mineralreichs, und was die thätigste Phantasie an Formen
hätte ausdeuten können, auch das haben jene Kräfte unbewußt nach dem
Willen des Schöpfers vollbrachr. Von der einfachen Form des Würfels
mit seinen sechs Flächen stellen sie alle nur möglichen Krystallformen
dar und schließen noch zur Erhaltung derselben nie ruhende Kräfte ein.
Der Stein über den unser Fuß dahin geht, er hat auch sein Leben.
Zwar pulsirt in ihm kein Herz und kreist in ihm kein Nahrungsstoff;
aber in jedem Augenblick kettet eine geheimnißvolle Kraft ein Atom
desselben an das andere, daß er nicht in Staub zerfällt. Aber nicht
nur hartes Gestein ist in der Erde verborgen, es liegt auch eine ganze
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Kolben abwechselnd auf und nieder. An diesem, fortwährend aus-
und niedersteigenden Kolben ist eine Eisenstange befestigt, die mit dem
Kolben auf- und niedergeht. Diese Stange steht mit ihrem obern Ende
wieder in Verbindung mit einer andern, welche, gleich einem Wage-
balken auf einem Unterstützungspunkte ruht und wagebalkenähnlich bewegt
wird. Das andere Ende dieses Schwebebalkens oder Hebels steht
wieder mit einer Stange in Verbindung, welche endlich an einer so-
genannten Kurbel (d. h. eine gebogene, gekrümmte Handhabe zum
Drehen eines Dinges) das Schwungrad, und mittels desselben die
ganze Maschine in Bewegung setzt. Der Dampf, nachdem er seine
Kraft auf den Kolben im Cylinder ausgeübt hat, wird durch kalte
Röhren aufgefangen, darin wieder zu Wasser verdichtet und als solches
wiederum in den Kessel zurückgeführt.
Früher waren die Dampfmaschinen insofern im höchsten Grade lebens-
gefährlich, weil bei Überheizung der Maschine der Kessel leicht zersprang
und dabei die furchtbarsten Verwüstungen anrichtete. Allein auch hier
wußte der Scharfsinn des Menschen Abhülfe zu schaffen. Jetzt wird
an jedem Dampfkessel eine Klappe angebracht, die, sobald sich im Kessel
zu viel Dampf entwickelt, sich von selbst öffnet, und den überflüssigen
Dampf unter gewaltigem Zischen und Sausen ausströmen läßt. Diese
Klappe heißt Sicherheitsventil.
Erwägt man selbst nur den einzigen Umstand, wie großartig die
Leistungen und Wirkungen der Dampfwagen auf den Eisenbahnen sind,
wie eine einzige Lokomotive über 1000 Menschen in 30 — 40 Wa-
gen fast pfeilschnell dahin führt, so ist es nicht zu viel gesagt, wenn
man behauptet: Die Dampfmaschine ist die Königin aller
Maschinen!
8. Die Luft.
Was jedes haben muß,
Das giebt's im Überfluß.
Wenn man unter uns Menschen eine Umfrage darüber halten wollte,
was jeder zu seines Lebens Unterhalt bedürfe, dann würde die Antwort
darauf sehr verschieden ausfallen. Der reiche, an hunderterlei Bequem-
lichkeiten und Genüsse gewöhnte Bewohner der Städte würde meinen,
er könne nicht leben ohne mehrere Gerichte von Fleisch und Zuspeise,
Wein und Bier, nicht aushalten, ohne für die Zeit der Ruhe seine
Matrazen und Polster, zu seiner Bedeckung Pelzwerk oder seidenes Ge-
wand, zu seinem gewöhnlichen Aufenthalte ein schön verziertes Zimmer
zu haben. Der arme Bewohner unserer Gebirgsdörfer ist freilich schon
zufrieden, wenn er nur Brod und Kartoffeln, Waffer und ein wenig
Milch zur Stillung seines Hungers und Durstes hat. Auf seinem
Strohpolster schläft er fester als der Reiche, unter dem leinenen Kittel
schlägt ihm sein Herz eben so fröhlich, ja oftmals fröhlicher, als dem
vornehmen Manne unter dem köstlichen Kleide.
Wenn aber nun diese beiden, der arme Gebirgsbauer und der ver-
wöhnte Städter mit einander aus einem Schiffe führen, und das Schiff
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